Das innere Kind und der innere Erwachsene

Wer spricht und fühlt hier?

 

Angenommen, irgendetwas ist schief gegangen, wir haben etwas vermasselt. Oft  kommt sehr schnell diese innere Stimme in uns auf, die uns mit  Vorwürfen und Selbstkritik überhäuft: „das hast du wieder nicht hingekriegt“, „wann schaffst du das endlich“, „du bist ein Versager“ etc.
Diese innere Stimme entspricht dem Teil ins uns, der verurteilt und maßregelt, dem man es eigentlich nie recht machen kann, der Stimme unseres lieblosen inneren Erwachsenen. Meist haben wir diese abwertende Stimme von unseren Bezugspersonen (Eltern u.a.) in der Kindheit  übernommen (introjiziert).
Die durch die Abwertung  auftauchenden unangenehmen Gefühle wie Angst, Schuld, Scham, Trauer, Wut werden häufig geleugnet, verdrängt, umgedeutet, kleingeredet.
Durch das nicht Fühlen wollen und Verdrängen dieser Gefühle entstehen Ruhelosigkeit, Depression, Süchte, Abgeschnittenheit von der eigenen Lebendigkeit, Einsamkeit, Verlust unseres Selbstwertes, Projektion und vieles mehr.
Diese Anteile (Gefühle) repräsentieren das nicht gesehene, ungeliebte innere Kind.

Wie finden wir unseren liebevollen Erwachsenen, der das ungeliebte Kind birgt  wieder?
Die Arbeit mit dem inneren Kind ist eine äußerst effiziente Therapiemethode der Selbstheilung. Im therapeutischen Prozess reift nach und nach der liebevolle innere Erwachsene heran, der lernt zu den Gefühlen seines inneren Kindes zu stehen und die Verantwortung dafür zu übernehmen. Er beginnt sich um das verletzte innere Kind zu kümmern, er tröstet und nährt es. Auch so genannte Helferfiguren können hier als Verstärkung für den inneren Erwachsenen tatkräftig mitwirken, dem verletzten inneren Kind  beizustehen und es zu trösten.
So können die inneren verletzten Anteile nach und nach zu einer Aussöhnung kommen und wieder heil werden.

Wenn wir somit wieder Zugang zu unseren Gefühlen bekommen haben, können diese frei fließen. Die Entfaltung unserer Lebendigkeit und unserer Kreativität wird möglich.
Diese Anteile entsprechen unserem geliebten inneren Kind .
Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch.  „Erich Kästner

 

 

Literaturempfehlung:
Chopich, Erika J. und Margaret Paul:  Aussöhnung mit dem inneren Kind; Ullstein Taschenbuch 2015
Bradshaw, John: Das Kind in uns; Droemersche Verlagsanstalt 2000